ADHS – Die Superkraft? Von wegen!

In den sozialen Medien liest man es immer wieder: „ADHS ist keine Störung, sondern eine Superkraft!“ Oder: „Menschen mit ADHS sind einfach kreativer, lebendiger, besonderer.“

Solche Aussagen sind gut gemeint. Sie sollen Mut machen, die positiven Seiten betonen, Selbstwert stärken. Und ja, ADHS bringt durchaus besondere Eigenschaften mit sich. Doch wer selbst betroffen ist oder jemanden mit ADHS im Alltag erlebt, weiß: Diese vermeintliche „Superkraft“ ist oft ein zweischneidiges Schwert.


Was ADHS tatsächlich ist

ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) ist eine neurobiologische Störung, die sich in Impulsivität, Aufmerksamkeitsproblemen, innerer Unruhe und oft starker emotionaler Reizbarkeit äußert. Schätzungen zufolge sind etwa 4,7 % der Erwachsenen in Deutschland betroffen (adhs.info).

ADHS ist nicht einfach nur „anders denken“. Es kann massiven Einfluss auf das tägliche Leben, die berufliche Entwicklung, zwischenmenschliche Beziehungen und die psychische Gesundheit haben.


Die dunkle Seite von ADHS

Viele Erwachsene mit ADHS berichten über einen hohen Leidensdruck. Die folgenden Begleiterscheinungen treten besonders häufig auf:

  • Depressionen: Studien zeigen, dass Erwachsene mit ADHS ein 2- bis 3-fach erhöhtes Risiko für depressive Episoden haben.
  • Angststörungen: Etwa 50 % der Betroffenen entwickeln im Laufe ihres Lebens eine behandlungsbedürftige Angststörung.
  • Suchterkrankungen: Alkohol-, Drogen- und Medikamentenabhängigkeit kommen bei ADHS-Betroffenen deutlich häufiger vor als in der Allgemeinbevölkerung.
  • Beziehungsprobleme: Impulsivität, emotionale Reizbarkeit, Vergesslichkeit und chaotische Alltagsbewältigung führen oft zu Konflikten in Partnerschaften.
  • Berufliche Schwierigkeiten: Viele Betroffene leiden unter chronischer Überforderung, mangelnder Struktur, Jobwechseln oder sogar Arbeitslosigkeit.

Suizidrisiko – die harte Realität

Eine Studie der Universität Augsburg aus dem Jahr 2023 zeigt einen deutlichen Zusammenhang zwischen ADHS und Suizidalität:

  • Menschen mit ADHS haben eine um 30 % höhere Wahrscheinlichkeit, einen Suizidversuch zu unternehmen, verglichen mit Nicht-Betroffenen.
  • Wenn zusätzlich eine Depression vorliegt, steigt die Suizidversuchsrate um 42 % im Vergleich zu Personen, die nur an einer der beiden Erkrankungen leiden (t-online.de).

Die Forschenden führen dies auf genetisch bedingte Impulsivität und häufige Begleiterkrankungen zurück, wie z. B. Depressionen, Angststörungen und Suchterkrankungen.

Diese Belastungen sind real. Sie betreffen Menschen, die sich oft ihr ganzes Leben lang als „zu viel“, „zu unkonzentriert“ oder „nicht belastbar“ erleben.

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Aber gibt es nicht auch Stärken?

Ja, die gibt es. Und sie verdienen auch Beachtung. Viele Menschen mit ADHS sind:

  • kreativ und ideenreich
  • schnelldenkend und intuitiv
  • leidenschaftlich und begeisterungsfähig
  • empathisch und sensitiv

Diese Eigenschaften können in bestimmten Kontexten von großem Vorteil sein. Gerade in kreativen Berufen, in Krisensituationen oder wenn es darum geht, „um die Ecke zu denken“.

Doch das Problem ist: Diese Stärken kommen oft trotz ADHS zum Tragen, nicht wegen. Und sie können die Belastungen selten aufwiegen, wenn es im Alltag an Struktur, Selbstwert, Klarheit und Ruhe fehlt.


Superkraft oder Verharmlosung?

Die Aussage „ADHS ist eine Superkraft“ kann Betroffene in ihrer Lebenswirklichkeit entwerten. Wer täglich gegen innere Unruhe, Reizüberflutung, Aufschieberitis oder emotionale Eskalationen kämpft, empfindet solche Aussagen schnell als Hohn.

Denn sie blenden aus, dass ADHS für viele Menschen eine ernstzunehmende chronische Belastung ist, die professionelle Unterstützung braucht: Diagnostik, Therapie, Coaching, Strukturhilfen und manchmal auch medikamentöse Begleitung.


Fazit

ADHS ist keine Superkraft. Es ist eine komplexe Störung mit sehr individuellen Auswirkungen. Ja, es gibt positive Seiten, und es ist wichtig, diese zu sehen. Aber es ist genauso wichtig, die Schattenseiten nicht zu romantisieren oder zu ignorieren.

Menschen mit ADHS brauchen keine Heldenmetaphern. Sie brauchen Verständnis, Aufklärung, Strategien und echte Unterstützung.

Und das beginnt damit, die Realität beim Namen zu nennen.


Fühlst du dich in der Darstellung von ADHS als „Superkraft“ auch eher missverstanden – oder sogar verspottet?
Wenn du für dich erkannt hast, dass ADHS bei dir keine Superkraft, sondern oft eine echte Herausforderung ist – du bist nicht allein!

Ich unterstütze Erwachsene mit ADHS dabei, wieder Klarheit, Struktur und Selbstvertrauen in ihr Leben zu bringen – Schritt für Schritt, ganz ohne Heldenklischees. Du willst wissen wie? Dann melde dich gern bei mir für ein kostenloses Orientierungsgespräch.

Schau dich gerne auf www.mindfocus-adhs.de um, oder schreib mir einfach direkt eine Mail an info@mindfocus-adhs.de

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