Rund um ADHS
ADHS: Eine andere Art, die Welt zu erleben
ADHS – vier Buchstaben, die für viele ein Fragezeichen bedeuten. Was steckt dahinter? Eine Krankheit? Eine Störung? Eventuell sogar Evolutionsbiologie? Oder einfach eine andere Art, die Welt zu erleben? Hier findest du die Antworten!
Stärken und Schwächen bei ADHS – die zwei Seiten der Medaille
Menschen mit ADHS bringen oft eine außergewöhnliche Mischung aus Stärken und Herausforderungen mit.
Diese Eigenschaften sind kein Zufall – sie gehören zum neurobiologischen Profil von ADHS dazu:
Typische Stärken:
Hohe Kreativität und Ideenreichtum
Ausgeprägte Empathie und Sensibilität
Starker Gerechtigkeitssinn
Spontanität und Begeisterungsfähigkeit
Hyperfokus: Intensive Konzentration auf interessante Themen
Oft hohe Problemlösekompetenz „out of the box“
Typische Herausforderungen:
Konzentrationsprobleme bei wenig stimulierenden Aufgaben
Impulsivität und emotionale Reizbarkeit
Schwierigkeiten bei der Selbstorganisation und im Zeitmanagement
Aufschiebeverhalten („Prokrastination“)
Hohe Reizoffenheit, die schnell zu Überforderung führen kann
Schwierigkeiten, Prioritäten zu setzen oder „abzuschalten“
Was oft übersehen wird: Viele dieser Merkmale sind kontextabhängig. Eine reizvolle, wertschätzende Umgebung kann das Potenzial von Menschen mit ADHS enorm fördern.
Wie ADHS entsteht
ADHS entsteht durch ein Zusammenspiel genetischer und neurobiologischer Faktoren.
Umweltfaktoren wie Stress, Alkohol- oder Nikotinkonsum während der Schwangerschaft oder Frühgeburten können das Risiko erhöhen, ADHS zu entwickeln.
Ein hartnäckiger Irrglaube – gerade im familiären und schulischen Umfeld – ist, dass ADHS auf mangelnde oder übermäßig strenge Erziehung oder fehlende Disziplin zurückzuführen sei. Tatsächlich erleben Kinder mit ADHS häufig besonders strenge Erziehung, was nicht selten zu Missverständnissen führt und fälschlich den Eindruck erweckt, die Erziehung sei die Ursache von ADHS.
Wichtig ist: ADHS ist keine Folge von Erziehungsfehlern.
Das ADHS-Gehirn – ein spannender Spezialfall der Neurobiologie
Das Gehirn von Menschen mit ADHS funktioniert nicht schlechter – sondern anders.
Es reagiert auf Reize, Motivation und Belohnung nach eigenen Regeln.
Ein Schlüsselbegriff: Selbstregulation, also die Fähigkeit, Gefühle, Verhalten und Aufmerksamkeit gezielt zu steuern.
Besonderheiten im ADHS-Gehirn:
Geringere Aktivität im präfrontalen Cortex (zuständig für Planung, Aufmerksamkeit und Impulskontrolle)
Auffälligkeiten in den Basalganglien und im Kleinhirn
Verzögerte Reifung bestimmter Hirnregionen
Stärkere Reaktion auf sofortige statt auf langfristige Belohnung
Diese neurobiologischen Unterschiede erklären auch, warum Menschen mit ADHS oft intuitiv anders denken, fühlen und handeln – und warum klassische Verhaltenstipps häufig nicht greifen. Das erklärt aber auch, warum „einfach zusammenreißen“ eben nicht funktioniert – der Wille ist da, aber die neurobiologische Unterstützung fehlt. Daher brauchen Menschen mit ADHS Strategien, Struktur – und Verständnis.
Modeerscheinung oder evolutionäres Erfolgsmodell?
Ist ADHS nur ein Phänomen unserer Zeit? Oder steckt in dieser neurobiologischen Besonderheit vielleicht ein tieferer Sinn?
ADHS wird oft als „moderne Störung“ wahrgenommen – eine Reaktion auf Reizüberflutung, Digitalisierung, Multitasking. Doch tatsächlich sprechen viele Hinweise dafür, dass ADHS keine Modeerscheinung, sondern eine evolutionär gewachsene Variante menschlicher Wahrnehmung und Verarbeitung ist.
Anders gesagt: ADHS ist aller Wahrscheinlichkeit nach so alt wie die Menschheit selbst.
ADHS im Spiegel der Evolution
Bereits in der frühen Menschheitsgeschichte waren bestimmte Eigenschaften überlebenswichtig:
- die Fähigkeit, schnell zu reagieren
- neue Wege zu gehen
- Risiken einzugehen
- Muster rasch zu erkennen
- sich nicht zu lange mit Details aufzuhalten
Diese Fähigkeiten finden sich bis heute bei vielen Menschen mit ADHS – und sie waren besonders dann von Vorteil, wenn die Welt unstrukturiert, unvorhersehbar und von ständigen Veränderungen geprägt war. Also genau in der Zeit von Jägern und Sammlern. Wer etwa in Bewegung blieb, neue Gebiete erforschte, ungewöhnliche Reize früh wahrnahm oder sich blitzschnell auf neue Situationen einstellte, hatte evolutionär betrachtet höhere Überlebenschancen.
Von der Steinzeit zur Diagnose – ein kurzer Rückblick
- Seit jeher: In vielen historischen Quellen werden Menschen beschrieben, die stark emotional, sprunghaft, neugierig oder impulsiv waren – auch wenn es damals keine Diagnose gab.
- 1775: Der deutsche Arzt Melchior Adam Weikard beschreibt erstmals Symptome, die wir heute als ADHS bezeichnen würden – in einem medizinischen Lehrbuch.
- 1902: Der britische Kinderarzt George Still spricht über „abnorme moralische Kontrolle“ bei Kindern – ein Meilenstein in der modernen Beschreibung.
- 1930–1980: Begriffe wie „minimale cerebrale Dysfunktion“ oder „hyperkinetisches Syndrom“ tauchen auf – noch stark defizitorientiert.
- Ab 1987: Die Diagnose ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) wird offiziell im DSM aufgenommen.
- Heute: ADHS wird zunehmend als neurodivergente Ausprägung verstanden – mit Herausforderungen, aber auch Stärken.
Warum ADHS heute oft als „Störung“ empfunden wird
Unsere heutige Gesellschaft funktioniert anders als die Welt früherer Generationen:
- Sie ist stark strukturiert
- Sie verlangt Konstanz, Selbstorganisation, Pünktlichkeit, Genauigkeit
- Ablenkungen gelten als Schwäche, Impulsivität als Kontrollverlust
Für viele Menschen mit ADHS bedeutet das: Sie passen nicht in das gängige Raster. Nicht, weil sie faul oder undiszipliniert wären – sondern weil ihre Art, die Welt wahrzunehmen, nicht zu den aktuellen Anforderungen passt.
Was früher ein Vorteil war, wird heute schnell zur „Störung“ erklärt. Dabei ist ADHS kein Defekt, sondern eine Variante menschlicher Neurobiologie.
Fazit:
ADHS ist keine moderne Erfindung – sondern ein Teil menschlicher Vielfalt.
Früher ein evolutionärer Vorteil, heute oft missverstanden.
ADHS ist so alt wie die Menschheit selbst.
Wer ADHS versteht, erkennt nicht nur die Herausforderung, sondern vor allem das Potenzial.
Und wer sich selbst besser versteht, kann lernen, den eigenen Weg zu gehen – strukturiert, kreativ, lebendig.
Neurotransmitter bei ADHS – das chemische Ungleichgewicht
Zwei Botenstoffe spielen bei ADHS eine zentrale Rolle: Dopamin und Noradrenalin.
Dopamin ist verantwortlich für Motivation, Belohnung, Aufmerksamkeit und Antrieb. Bei ADHS wird es im Gehirn nicht effizient genug genutzt. Deshalb kann der Alltag schnell langweilig oder überwältigend wirken.
Noradrenalin ist wichtig für Wachheit, Konzentration und emotionale Reaktion. Auch hier gibt es bei ADHS oft ein Ungleichgewicht.
Medikamente wie Methylphenidat (Ritalin, Medikinet) oder Lisdexamfetamin (Elvanse) setzen genau hier an: Sie erhöhen die Verfügbarkeit dieser Botenstoffe und verbessern so die Reizfilterung, Motivation und Konzentrationsfähigkeit.
Krankheit, Störung - oder beides?
ADHS wird nach ICD-10 als Krankheit klassifiziert, ist aber keine Erkrankung im klassischen Sinne wie z.B. eine Infektion. Es handelt sich um eine neurobiologische Störung, die Aufmerksamkeit, Impulskontrolle und Aktivität beeinflusst.
Komorbiditäten – wenn ADHS nicht allein kommt
ADHS tritt häufig nicht isoliert auf. Viele Betroffene haben zusätzlich mit weiteren psychischen oder neurologischen Herausforderungen zu kämpfen. Diese sogenannten Komorbiditäten sind nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel: Schätzungen zufolge haben mehr als 60 % der Menschen mit ADHS mindestens eine weitere Diagnose. Häufige Begleiterkrankungen sind:
Angststörungen (z. B. soziale Phobie, generalisierte Angststörung)
Depressionen und emotionale Instabilität
Bipolare Störungen (in selteneren Fällen)
Störungen der Impulskontrolle (z. B. oppositionelles Verhalten)
- Selbstverletzendes Verhalten* (z.B. Ritzen, mit der Faust gegen harte Gegenstände schlagen)
Substanzgebrauchsstörungen (z. B. Alkohol, Cannabis, Nikotin)
Essstörungen (insbesondere Binge Eating)
Autismus-Spektrum-Störungen (teilweise überlappende Merkmale)
Lernstörungen, z. B. Lese-Rechtschreib-Schwäche oder Rechenschwäche
Schlafstörungen
*Selbstverletzendes Verhalten wird häufig in verbindung mit Borderline gebracht. Es tritt aber auch bei Menschen mit ADHS auf, oft als Reaktion auf Überforderung, emotionale Dysregulation oder starke innere Anspannung. Es ist ein Bewältigungsmechanismus, um mit intensiven Emotionen oder Stress umzugehen.
Komorbiditäten können die ADHS-Symptome verstärken oder überlagern und führen nicht selten dazu, dass ADHS verkannt oder erst sehr spät erkannt wird. Besonders bei Erwachsenen zeigt sich die ADHS-Symptomatik oft indirekt – etwa über chronische Erschöpfung, innere Unruhe oder Burn-out-ähnliche Zustände.
Wichtig:
Die Behandlung von ADHS sollte immer auch mögliche Komorbiditäten berücksichtigen. Eine gute Diagnostik nimmt daher das ganze Bild in den Blick – nicht nur die typischen Kernsymptome.
ADHS oder etwas anderes? – Verwechslungen und Überschneidungen
ADHS wird häufig übersehen – oder verwechselt. Denn viele der typischen Symptome, wie Konzentrationsprobleme, emotionale Impulsivität oder Reizüberflutung, können auch bei anderen psychischen Störungen auftreten.
Typische „Verwechslungsdiagnosen“ sind unter anderem:
- PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung)
– Traumatisierte Menschen können reizoffen, schreckhaft, unkonzentriert und emotional instabil wirken. Auch Flashbacks und Schlafstörungen können ADHS-ähnlich erscheinen.
→ Unterschied: Bei ADHS sind diese Symptome meist konstant seit der Kindheit vorhanden, nicht durch ein Trauma ausgelöst.
- Borderline-Persönlichkeitsstörung
– Impulsivität, emotionale Instabilität, Identitätsprobleme und instabile Beziehungen können an ADHS erinnern.
→ Unterschied: Borderline ist häufig durch ein stark gestörtes Selbstbild, Angst vor dem Verlassenwerden und selbstschädigendes Verhalten geprägt. ADHS betrifft primär Aufmerksamkeit, Reizfilterung und Selbststeuerung, kann aber auch selbstschädigendes Verhalten zur Folge haben.
- Bipolare Störung
– Stimmungsschwankungen, Antriebsspitzen und Impulsivität können ebenfalls mit ADHS verwechselt werden.
→ Unterschied: Bei ADHS sind die Schwankungen meist kürzer, reaktiver und weniger „episodisch“.
- Autismus-Spektrum-Störung (ASS)
– Auch Menschen im Autismus-Spektrum haben oft Probleme mit Reizverarbeitung, sozialer Interaktion und Selbstregulation.
→ Unterschied: Autismus ist stärker durch soziale und kommunikative Besonderheiten geprägt. Bei ADHS stehen Aufmerksamkeit und Impulskontrolle im Vordergrund.
Was die Forschung sagt:
Es gibt hohe Überlappungen – teils genetisch, teils neurobiologisch. Viele Menschen mit ADHS haben traumatische Erfahrungen gemacht, wodurch sich Symptome verschärfen oder vermischen können. Umgekehrt entwickeln Menschen mit PTBS manchmal eine ADHS-ähnliche Symptomatik, weil das Nervensystem dauerhaft in Alarmbereitschaft ist. Auch ADHS und Borderline teilen bestimmte neuronale Muster, z. B. bei der Emotionsregulation. Dennoch sind es klar voneinander abgrenzbare Diagnosen – was aber in der Praxis nicht immer gelingt.
Fazit: Eine differenzierte Diagnostik durch erfahrene Fachleute ist entscheidend – idealerweise mit Blick auf die Entwicklungsgeschichte, den Verlauf der Symptome, und die Lebenssituation. Nur so lässt sich klären, was Ursache ist – und was Folge.
ADHS in Deutschland und den USA – Unterschiede in Diagnose und Behandlung
ADHS ist eine weltweit anerkannte neurologische Besonderheit – doch der Blick darauf unterscheidet sich je nach Land erheblich. Besonders zwischen Deutschland und den USA gibt es große Unterschiede: in der Diagnostik, im Umgang mit ADHS und in den verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten.
Diagnose: Drei Typen – oder doch mehr?
In beiden Ländern basiert die Diagnose auf internationalen Klassifikationen:
- In Deutschland vor allem auf dem ICD-10/11 der WHO
- In den USA auf dem DSM-5 der American Psychiatric Association
Beide Systeme unterscheiden drei ADHS-Typen:
- Vorwiegend unaufmerksamer Typ (ADS / ADHD-I)
- Vorwiegend hyperaktiv-impulsiver Typ (ADHD-HI)
- Kombinierter Typ (ADHD-C)
In den USA wird jedoch in der Praxis oft differenzierter gearbeitet. Dort existieren inoffizielle Subtypen, die helfen sollen, individuelle ADHS-Profile besser zu erfassen. Dazu zählen z. B.:
- Der „Träumer-Typ“ (in sich gekehrt, ruhig, gedanklich abwesend)
- Der „Emotionale Typ“ (stark emotional, schnell verletzt)
- Der „Impulsive Typ“ (schnelle Entscheidungen, wenig Kontrolle)
- Der „Overfocuser“ (z. B. bei ADHS in Kombination mit zwanghaftem Denken)
Ein bekanntes Modell stammt vom US-Psychiater Dr. Daniel Amen, der mit bildgebenden Verfahren (SPECT-Scans) 7 bis 12 ADHS-Typen unterscheidet. Wissenschaftlich ist dieses Vorgehen umstritten – viele Betroffene empfinden es jedoch als hilfreiche Orientierung.
Einige zusätzliche ADHS-Typen nach Dr. Amen (USA)
- Klassischer Typ – typisch impulsiv, unaufmerksam, hyperaktiv
- Unaufmerksamer Typ – ruhig, langsam, leicht abgelenkt
- Überfokussierender Typ – festgefahren im Denken, schwer umschaltbar
- Limbischer Typ – ADHS mit depressiven Symptomen
- Temporallappen-Typ – emotionale Instabilität, Wutausbrüche
- „Ring of Fire“-Typ – extreme Reizoffenheit, emotionale Überflutung
- Ängstlicher Typ – ADHS mit Grübeln, Sorgen und Rückzug
- Emotional-dysregulierter Typ – starke Gefühlsschwankungen
- SCT (Sluggish Cognitive Tempo) – verlangsamtes, träges Denken
- Exekutiver Dysfunktionstyp – Planung und Umsetzung schwer möglich
Diese Typen sind nicht Teil der offiziellen Leitlinien – sie werden also nicht diagnostisch anerkannt, aber sie können helfen, individuelle Ausprägungen besser zu verstehen und maßgeschneiderte Coaching-Ansätze zu entwickeln.
Zugang zur Diagnose
Auch hier gibt es Unterschiede:
- In Deutschland ist die Diagnostik aufwendig, oft langwierig und mit langen Wartezeiten verbunden.
Nur Fachärzt:innen (Psychiater:innen, Kinder- und Jugendpsychiater:innen) und spezialisierte Psycholog:innen dürfen ADHS-Diagnosen stellen. - In den USA ist die Diagnosestellung oft niedrigschwelliger – auch Hausärzt:innen oder spezialisierte Nurse Practitioners diagnostizieren dort regelmäßig ADHS.
Medikamente: Mehr Vielfalt in den USA
Die medikamentöse Behandlung unterscheidet sich deutlich:
Deutschland (zugelassene Medikamente):
- Methylphenidat (z. B. Ritalin, Medikinet, Concerta)
- Lisdexamfetamin (Elvanse)
- Atomoxetin (Strattera)
Die Verschreibung erfolgt streng reguliert – oft nur mit genauer Diagnostik, regelmäßiger Kontrolle und dokumentiertem Behandlungsplan.
USA (zusätzlich verfügbar):
- Adderall (Amphetaminsalze)
- Dexedrine / Dextroamphetamin
- Intuniv (Guanfacin) – ursprünglich ein Blutdruckmittel
- Kapvay (Clonidin) – beruhigend, schlafanstoßend
- Bupropion (Wellbutrin) – Antidepressivum, auch off-label bei ADHS
In den USA ist der Einsatz von Medikamenten flexibler, aber auch mit einer größeren Debatte über Überdiagnosen und Medikamentenmissbrauch verbunden.
Therapie & Coaching
- In Deutschland liegt der Fokus nach wie vor stark auf medizinischer Behandlung, insbesondere bei Kindern.
Erwachsene finden oft wenig strukturierte Angebote, Coaching wird nur selten von Krankenkassen anerkannt. - In den USA hat sich ADHD-Coaching als eigenständige Disziplin etabliert. Es wird oft parallel zur Therapie eingesetzt – mit Fokus auf Alltag, Beruf, Selbstorganisation und emotionaler Regulation.
Gesellschaftliche Wahrnehmung
In den USA ist ADHS längst im öffentlichen Bewusstsein angekommen – inklusive Prominenter, die offen darüber sprechen.
In Deutschland gibt es hingegen noch viele Vorurteile und Mythen, etwa die Annahme, ADHS sei eine „Modediagnose“ oder ein „Erziehungsproblem“.
Fazit: Gleiche Herausforderung, unterschiedliche Wege
ADHS ist nicht an Ländergrenzen gebunden – aber der Umgang damit schon.
In den USA finden Betroffene schneller Zugang zu Diagnostik und einer breiten Palette an Hilfen, dafür sind Überdiagnosen und Medikationskritik häufiger.
In Deutschland ist die Versorgung oft besser abgesichert, aber langsamer und weniger vielfältig.
Wichtig ist: Jeder Mensch mit ADHS ist einzigartig.
Diagnose, Behandlung und Unterstützung müssen zu der Person passen – nicht nur zu einem System
Weitere Aspekte über ADHS, die du kennen solltest
ADHS ist nicht gleich ADHS.
Es gibt verschiedene Subtypen: unaufmerksamer Typ, hyperaktiver/impulsiver Typ oder kombinierter Typ. Besonders bei Mädchen und Frauen wird ADHS oft übersehen oder erst spät erkannt – weil sich die Symptome oft subtiler zeigen und nicht dem klassischen Bild des „Zappelphilipps“ entsprechen.
ADHS ist mehr als eine „Kinderkrankheit“.
„Das verwächst sich mit dem Alter.“ Fast jeder Mensch mit ADHS kennt den Satz! So gut gemeint er auch sein mag – leider ist er falsch. Viele Erwachsene leben mit ADHS – oft unerkannt. Die Symptome verändern sich mit dem Alter, sie verschwinden aber selten ganz. Stattdessen zeigen sie sich anders: nicht mehr als Herumzappeln, sondern vielleicht als innere Unruhe, Erschöpfung, Chaos im Kopf oder Schwierigkeiten in Beziehungen und im Berufsleben. Die gute Nachricht: Mit dem richtigen Wissen, einer gesunden Portion Selbstfürsorge, professioneller Unterstützung und passenden Strategien kann ADHS nicht nur gut gemanagt, sondern manchmal sogar zur Superpower werden.
ADHS ist nicht deine Schuld. Aber wie du damit umgehst, ist deine Chance.
Mit Verständnis für dein Gehirn, guter Selbstfürsorge, eventuell medikamentöser Unterstützung und professionellem Coaching kannst du lernen, deine Stärken gezielt einzusetzen und Hürden zu überwinden.
Könnte ich ADHS haben?
- ein kurzer Selbsttest
Dieser Selbsttest kann dir erste Hinweise darauf geben, ob du typische ADHS-Merkmale zeigst. Er ersetzt keine medizinische Diagnose, kann aber ein hilfreicher erster Schritt sein.
Bitte beantworte die folgenden zehn Aussagen ehrlich mit „Ja“ oder „Nein“:
Ich habe Schwierigkeiten, mich über längere Zeit auf eine Aufgabe zu konzentrieren.
Ich verliere häufig Dinge oder vergesse Termine.
Ich fühle mich innerlich unruhig oder „getrieben“.
Ich unterbreche andere oft oder falle ihnen ins Wort.
Ich gerate schnell ins Grübeln oder habe ein „Gedankenkarussell“.
Ich neige dazu, Aufgaben aufzuschieben – besonders, wenn sie langweilig oder komplex sind.
Ich lasse mich leicht ablenken – selbst bei Dingen, die mich eigentlich interessieren.
Ich habe Probleme, mich zu organisieren oder Aufgaben zu strukturieren.
Ich reagiere emotional oft intensiver als andere.
Ich habe das Gefühl, dass ich oft „anders ticke“ als mein Umfeld.
Und was bedeutet das jetzt für dich?
Wenn du 7 bis 10 Fragen mit „Ja“ beantwortet hast, könnte das ein Hinweis darauf sein, dass bei dir eine ADHS-Symptomatik vorliegt. Das ist kein Grund zur Sorge – aber vielleicht ein guter Moment, innezuhalten und dir professionelle Unterstützung zu suchen.
Wichtiger Hinweis:
Dieser Test dient ausschließlich der ersten Orientierung und ersetzt keine medizinische oder psychologische Diagnose. Die menschliche Psyche ist komplex – selbst wenn du alle Fragen mit Ja beantwortest, kann auch eine andere Ursache hinter deinen Erfahrungen stecken. Bei ADHS zeigen sich die Schwierigkeiten häufig bereits in der frühen Kindheit. In jedem Fall aber vor der Pubertät. Das spiegelt sich meist auch in den Zeugnissen der Primar- und Sekundarstufe wieder. Für eine fundierte Einschätzung empfiehlt sich stets ein Gespräch mit Fachpersonen.
Wende dich in diesem Fall an eine Fachärztin oder einen Facharzt für Psychiatrie, an eine psychologische Praxis oder eine ADHS-Beratungsstelle in deiner Nähe. Dort kann gemeinsam mit dir geklärt werden, ob tatsächlich eine Diagnose vorliegt – und welche Unterstützung für dich hilfreich wäre.
Ich bin für dich da – egal, wo du gerade stehst.
Ob du schon eine Diagnose hast, dich erst orientierst oder einfach nur verstehen willst, wie dein Gehirn funktioniert:
Ich begleite dich mit viel Erfahrung, Wertschätzung und einem offenen Ohr – im Einzelcoaching oder in der Gruppe, online oder vor Ort.
MindFocus – ADHS steht dir mit verständnisvoller und passgenauer Unterstützung zur Seite – individuell, fundiert und mit Blick auf das Wesentliche.
Buche gerne ein kostenloses Erstgespräch oder schreib mir eine Nachricht. Du bist nicht allein – und du musst das nicht alleine schaffen.
