ADHS bei Frauen: Wenn die Realität nicht ins Raster passt

Große Herausforderungen bei der ADHS-Diagnose bei Frauen bzw. warum ADHS bei Frauen oft nicht erkannt wird


Einleitung

Lisa*, eine engagierte Fachkraft im sozialen Bereich, war sich sicher: Ihre alltäglichen Herausforderungen – Konzentrationsschwierigkeiten, emotionale Überforderung und das ständige Gefühl, nicht zu genügen – deuteten klar auf eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) hin. Mit dieser Überzeugung begab sie sich in eine umfassende Diagnostik, die jedoch zu einem negativen Ergebnis führte. Trotz erkennbarer Symptome wurde ihr mitgeteilt, dass sie wahrscheinlich kein ADHS habe. Diese Erfahrung wirft ein Schlaglicht auf die Problematik der ADHS-Diagnostik bei Frauen.


Diagnose-Bias bei ADHS – ein echtes Problem

In der Praxis wird ADHS bei Männern deutlich häufiger diagnostiziert als bei Frauen. Das liegt nicht daran, dass Frauen seltener betroffen wären – im Gegenteil, viele Frauen fliegen einfach „unter dem Radar“. Warum?

Jungen zeigen häufiger hyperaktives Verhalten, das schneller auffällt (z.B. Zappeln, Lautstärke, Impulsivität). Mädchen hingegen neigen öfter zur unaufmerksamen Form: Träumen, langsames Arbeiten, innere Unruhe – das wird oft als „still, schüchtern oder verträumt“ fehlgedeutet. Viele Frauen entwickeln kompensatorische Strategien, was die Diagnose weiter erschwert. So entsteht ein systematischer Gender Bias: Männer gelten als „ADHS-typisch“, Frauen werden übersehen.


Wie ADHS erlebt und bewertet wird

Frauen mit ADHS kämpfen nicht nur mit ihren Symptomen, sondern auch gegen gesellschaftliche Erwartungen an Weiblichkeit und Funktionieren:

Sie erleben häufiger Scham, weil sie das Gefühl haben, Erwartungen nicht zu genügen (z.B. Ordnung, Organisation, emotionale Kontrolle). Bei Männern wird ADHS oft als „kreativ, unkonventionell, risikofreudig“ interpretiert – bei Frauen hingegen als „chaotisch, unzuverlässig, überemotional“. Es gibt eine Doppelmoral in der Wahrnehmung: Männer dürfen oft „Jungs sein“, Frauen sollen „funktionieren“.


Das Problem mit der Spätdiagnose

Frauen mit ADHS bekommen oft erst sehr spät (oft erst im Erwachsenenalter oder nach einem Burnout) ihre Diagnose. Bis dahin:

– haben sie sich oft mit Angststörungen, Depressionen oder Essstörungen durchgeschlagen.

– haben sie sich selbst hinterfragt: „Was stimmt nicht mit mir?“

– fühlen sich viele unverstanden – selbst von Fachleuten.


Das diagnostische Verfahren: Ein kritischer Blick

In Deutschland umfasst die ADHS-Diagnostik in der Regel die Auswertung von Schulzeugnissen, das Ausfüllen von Anamnesebögen durch die Betroffene und eine nahestehende Person, mehrere Gespräche sowie computergestützte Tests. Lisa durchlief dieses Verfahren gewissenhaft. Dennoch fühlte sie sich nicht angemessen repräsentiert. Die Fragen schienen auf typische männliche Symptome ausgerichtet zu sein: Hyperaktivität, impulsives Verhalten und risikofreudige Handlungen. Aspekte wie emotionale Überforderung, chronische Erschöpfung oder das Gefühl, ständig hinter den eigenen Ansprüchen zurückzubleiben – Symptome, die bei Frauen mit ADHS häufig auftreten – wurden kaum berücksichtigt.


ADHS bei Frauen: Eine andere Symptomatik

ADHS manifestiert sich bei Frauen oft anders als bei Männern. Während Männer häufiger durch hyperaktives und impulsives Verhalten auffallen, zeigen Frauen tendenziell Symptome wie:

– Schwierigkeiten, die Konzentration über längere Zeit aufrechtzuerhalten

– Emotionale Überforderung und Stimmungsschwankungen

– Chronische Erschöpfung und Schlafprobleme

– Perfektionismus und ein geringes Selbstwertgefühl

– Innere Unruhe statt äußerlich sichtbarer Hyperaktivität

Diese Unterschiede führen dazu, dass ADHS bei Frauen häufig übersehen oder fehldiagnostiziert wird. Studien zeigen, dass Frauen mit ADHS häufiger an internalisierenden Störungen wie Depressionen und Angstzuständen leiden, was die Diagnose zusätzlich erschwert.


Die Konsequenzen einer verpassten Diagnose

Für Lisa war das negative Diagnostikergebnis ein herber Rückschlag. Sie hatte gehofft, durch eine offizielle Diagnose Zugang zu spezifischen Therapien und gegebenenfalls medikamentöser Unterstützung zu erhalten. Stattdessen blieb sie mit ihren Herausforderungen allein. Diese Situation ist keine Ausnahme. Viele Frauen berichten von ähnlichen Erfahrungen: Sie fühlen sich von der medizinischen Praxis nicht ernst genommen und kämpfen weiterhin mit den Auswirkungen einer unbehandelten ADHS.


Ein Aufruf zur geschlechtersensiblen Diagnostik

Die Geschichte von Lisa verdeutlicht die Notwendigkeit einer geschlechtersensiblen Herangehensweise in der ADHS-Diagnostik. Es bedarf einer Überarbeitung der diagnostischen Kriterien und Verfahren, um den unterschiedlichen Ausprägungen der Störung gerecht zu werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass alle Betroffenen – unabhängig von ihrem Geschlecht – die Unterstützung erhalten, die sie benötigen.


Coaching als unterstützende Maßnahme

Trotz der enttäuschenden Diagnose suchte Lisa nach alternativen Wegen, um mit ihren Herausforderungen umzugehen. Sie entschied sich für ein Coaching bei mir, das ihr half, ihre Symptome besser zu verstehen und Strategien für den Alltag zu entwickeln. Meine gezielte Unterstützung ermöglichte es ihr, ihre Stärken zu erkennen und gezielt einzusetzen.

Wenn du dich in Lisas Geschichte wiedererkennst und Unterstützung suchst, stehe ich dir gerne zur Seite. Gemeinsam können wir Wege finden, um deinen Alltag zu erleichtern und deine individuellen Stärken zu fördern.

Ich unterstütze Erwachsene mit und ohne ADHS-Diagnose dabei, wieder Klarheit, Struktur und Selbstvertrauen in ihr Leben zu bringen – Schritt für Schritt, ganz ohne Heldenklischees. Du willst wissen wie? Dann melde dich gern bei mir für ein kostenloses Orientierungsgespräch.

Schau dich gerne auf www.mindfocus-adhs.de um, oder schreib mir einfach direkt eine Mail an info@mindfocus-adhs.de


Fazit

ADHS ist eine komplexe Störung, die sich bei Frauen oft subtiler und weniger auffällig manifestiert als bei Männern. Das aktuelle diagnostische System berücksichtigt diese Unterschiede unzureichend, was zu Fehldiagnosen und unzureichender Behandlung führt. Es ist an der Zeit, die Diagnostik zu überdenken und anzupassen, um allen Betroffenen gerecht zu werden.


Weiterführende Literatur und Quellen:

– ADHS bei Frauen und Mädchen | ADHS Deutschland e. V.

– ADHS bleibt bei Frauen oft unerkannt | MDR.DE

– Geschlechtsunterschiede bei ADHS: Symptome, Diagnose und … | ADXS.org

– ADHS bei Frauen: Symptome, Folgen, Unterschiede – EnableMe

– ADHS bei Frauen – den Gefühlen ausgeliefert – socialnet Rezensionen

– ADHS Coaching für Frauen (online, hybrid, vor Ort) — UNFOLD

– Coaching heißt Training – nicht Therapie! | ADHS Deutschland e. V.


Hinweis

*Dieser Artikel basiert auf einer wahren Begebenheit. Der Name der betroffenen Person wurde aus Datenschutzgründen geändert.

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